Keelan – NOTFALL – Mischling – Rüde – geb: 10.01.2012 – oh du armer alter Schatz

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Keelan – oh du armer alter Schatz

Stellen Sie sich vor, sie wären erst vor kurzem geboren und noch im Babyflaum. Plötzlich schnappt sie eine große Hand mit festem Griff und bringt sie ins Gefängnis. Sie hatten weder Zeit noch Gelegenheit, auch nicht die Absicht, etwas Böses zu tun und schon landen Sie in einer Betonzelle mit Gitterstäben im schlimmsten Hundeknast von Mittelitalien. So ist es Keelan ergangen und es war im März 2012, also vor 12 Jahren. So lange ist Keelan nun schon eingesperrt, bei mindestem Futter an Menge und Qualität. Ohne ein Körbchen, Spielzeug, ohne je diese Box einmal verlassen zu dürfen, eingesperrt mit zwei anderen und das Urteil der Lagerleitung lautet lebenslänglich.

Erst kürzlich haben die italienischen Tierschützer diesen süßen „Buben“ mit dem Welpengesicht besuchen und fotografieren können. Ein Bild des Jammers! Was hat Keelan gelernt? Nichts! Nur das Sozialverhalten mit seinen beiden Zellengenossen. Keelan hat keinen blassen Schimmer, was eine Leine soll. Was ist Gras? Wie riecht es? Er kennt nur den stechenden Urin- und Kotgeruch und den von Stress aus jeder Richtung. Keelan hat noch nie ein Auto gesehen. Oder was ist Wärme im Winter, eine weiche Decke? Unbekannt, genau wie Zuneigung und Streicheleinheiten. Es gilt: nicht geschimpft und geschlagen ist gelobt genug. Inzwischen ist er ein Opa, ohne jemals Kinder gehabt zu haben.

Für ihn und für die Menschen, deren Mitgefühl er anspricht, wäre es ein Akt der Gnade, wenn er seine letzte Lebenszeit in Geborgenheit, Sicherheit, Frieden, Ruhe und gut gefüttert verbringen dürfte. Davon weiß er nichts, aber es ist nie zu spät, es kennenzulernen. Er hat es sich redlich verdient.

Zurzeit ist er noch von allem eingeschüchtert und vorsichtig. Aber es käme ihm nicht in den Sinn, aufzufahren oder gar zu beißen und er lässt sich gut anfassen. Keelan ist erstaunlicherweise nicht aggressiv. Wer weiß, wie viele Pfleger mit wieviel Grausamkeitspotential und -ausübung er überlebt hat. Überlebt wofür? Was könnte noch kommen? Was kann er sich überhaupt Gutes vorstellen? Aber vielleicht gibt es da einen angeborenen Instinkt, der genau spürt, dass dort, wo er ist, etwas überhaupt nicht stimmt und dass es so nicht sein sollte – für kein Tier auf dieser Welt.

Wenn Sie sich einen braven Hundesenior – wie Keelan einer ist – bei sich vorstellen können, der wie ein Neugeborenes die Welt noch einmal mit staunenden Augen wie zum ersten Mal sieht, und für den alles besser ist als im Riesenlager sein Dasein zu fristen, dann nehmen Sie sich bitte seiner an. Was könnten Sie Liebevolleres tun?

Die italienischen Tierschützer gehen selbst in die tristesten Lager und nehmen Fotos auf, die deutschen stellen die Hunde vor und sorgen für den Transport und die Vermittlung samt Nachsorge. Manche unserer Hunde haben es sogar bis in die Schweiz und nach Österreich geschafft. So geht internationale Zusammenarbeit.

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PS:  

Die Schreiberin dieser Zeilen hat vor Jahren ihre erste alte Hündin von 15 Jahren aus dem damals schlimmsten, inzwischen geschlossenen Lager adoptiert. Auch sie wusste nicht, was auf sie zukam und hatte nicht wenige Bedenken von den Menschen um sie eingepflanzt bekommen. Was, wenn die Hündin bösartig ist nach all den Jahren? Oder dumm und stur? Sie durfte ja weder etwas erleben noch erlernen. Was, wenn sie alles verbellt oder krank ist? Das alles tat aber der Liebe auf den ersten Blick keinen Abbruch.

Und als sie dann aus dem Transporter in den Kofferraum umstieg, erschien sie völlig ruhig, gelassen und vertrauensvoll, selbst nach dieser ewig langen Fahrt. Sie war furchtbar ungepflegt, wie Keelan und Konsorten auch, und als sie zuhause ausstieg, roch sie nicht gut. Die weißen Flächen des Fells waren vergilbt und verfilzt. Sie wirkte wie ein geschlagener Hund mit hängendem Kopf und eingezogenem Schwanz.

Vom ersten kurzen Spaziergang an lief sie bei durchhängender Leine. Nach einem feinen Bad beim Hundefriseur konnte man förmlich zugucken, wie der ganze Gilb und Dreck mit dem Badewasser abfloss. Zurück in der Wanne blieb eine Hündin, die sich regelrecht aufrichtete! Ihre ganze Ausstrahlung wurde die einer würdevollen alten Tante, die aufs Leben neugierig ist.

Sie hat nie gebellt und sprang auch nicht an der Haustür hoch, wenn es klingelte oder warf keine Kinder im Ungestüm um. Sie hat nie geknurrt und das war auch gar nicht nötig. Es hieß, sie sei altersgemäß gesund – was immer das sein mag – und dass sie stocktaub war, stellte sich bald heraus. Was hat es bedeutet? Für ihre Menschen nur, dass sie nicht abgeleint werden konnte, sie hörte ja keine Autos oder andere Gefahren.

Für sie selbst: kein Vogelgezwitscher oder Bienengesumm, kein plätscherndes Bächlein, kein Windgeheul oder Tannenrauschen und leider auch kein Lob von der Stimme ihres Frauchens. Mit allen anderen Tieren verstand sie sich wunderbar, nie musste man Angst haben, dass sie einen anderen Hund zusammenfalten würde, nur weil er komisch guckt oder riecht.

Sie kam mit einem haselnussgroßen Knubbel an der Gesäugeleiste an. Eine OP wurde in ihrem Alter nicht mehr empfohlen. Nach zehn Monaten war der so gewachsen, dass sie in den Armen ihres Frauchens einschlafen durfte. Sie erlebte noch neun behütete, unbeschwerte Monate, viele gemütliche Spaziergänge, auch Autofahrten hat sie tapfer mitgemacht. Sie war ruhig, brav und goldig, ohne je eine Hundeschule von innen gesehen zu haben, Kunststückchen und Agility waren in ihrem Alter nicht mehr lebensnotwendig.

Was ebenso verblüffte und erfreute: sie war vom ersten Tag an mühelos stubenrein. Woher sie das wusste, bleibt auf immer ihr Geheimnis.

Es wurde beizeiten eine Tierkommunikatorin beauftragt, sie bestimmte Dinge zu fragen, z.B. warum sie den vier Katzen so nachstellte? ‚Diese seien brandgefährlich mit ihren scharfen Krallen!‘ Die Katzen wiederum fanden sie noch gefährlicher, da groß mit großem Maul. Einer Mieze war in Rumänien von Straßenhunden ihr schwächstes Baby gefressen worden. Es wurde erklärt, dass sie alle in ihrem Zuhause genug zu futtern bekommen und sich nicht gegenseitig fressen müssten. Von da an herrschte Frieden, wenn auch keine heiße Liebe mit Kuscheln im gleichen Körbchen oder so – aber einander gut sein lassen können.

Sie fragte noch, warum sie nicht schon viel früher geholt worden wäre, sie sei jetzt doch so alt und könne es nicht mehr lang genießen. Sie hätte immer gespürt, dass es da noch etwas anderes geben muss als das Leben in Käfigen. So ein Ziehen…

(Tja, hätte ich doch nur gewusst, dass es sie gab, da draußen in der Pampa. Aber dann war da plötzlich ihr Foto im Internet und ihre Beschreibung hat mir fast das Herz gebrochen. Seitdem schreibe ich Texte.)

Niemand kann garantieren, dass es bei Keelan auch so sein wird, aber die Chance besteht, wenn er angekommen ist, Sanftheit und Liebe spürt. Und vielleicht hat er noch ein paar mehr geschenkte Jahre.

 

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Besuchen Sie Keelan auch auf unserer Homepage www.pro-canalba.eu

https://www.pro-canalba.eu/unsere-hunde/hundebeschreibung/?hund=Keelan_7875

Weitere Informationen:
Alter: 10.01.2012
Schulterhöhe: ca.50cm
Kastriert: ja
Krankheiten: keine bekannt, gechipt, geimpft
Schutzgebühr: Nach Absprache + 90 € Transportkostenbeteiligung
Vermittlung: Bundesweit, A, CH
Aufenthaltsort: Italien
Organisation: pro-canalba e.V.
Ansprechpartner: Yvonne Beier
eMail: yvonne.beier@pro-canalba.eu
Telefon: 0173 – 27 88 571

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